*In diesem Artikel wird an einigen Stellen zur Auflockerung des Text und der besseren Lesbarkeit das generische Maskulin genutzt. Trotzdem sind an jeder Stelle alle Geschlechter gemeint.
Das Problem mit den Fachkräften
Warum ist es so schwer, Handwerkskräfte zu finden?
Der Fachkräftemangel im Handwerk stellt in Deutschland für nahezu alle handwerklichen Betriebe eine entscheidende Hürde bei der Besetzung offener Stellen dar. Für die bestehende Anzahl offener Stellen gibt es einfach faktisch viel zu wenig tätige Handwerker:innen, um diese auch nur theoretisch alle besetzen zu können. Und dabei wird noch nicht einbezogen, dass ein Schreiner aus Norddeutschland vielleicht nicht sofort die offene Stelle in Freiburg nehmen kann. 2020 betrug die Lücke an Fachkräften im Handwerk 65.000 Arbeitskräfte, die Schwere der Problematik unterscheidet sich jedoch sowohl je nach Region, als auch von Branche zu Branche.
Gesucht für Jobs im Handwerk sind neben qualifizierten Fachkräften jedoch und auch gerade deshalb ebenfalls Auszubildende sowie Quereinsteigende, die nicht in diese Statistik fallen. Wegen dieses Mangels am Arbeitsmarkt kann es für Handwerksbetriebe durchaus hilfreich sein, gezielt die Fühler nach den zu Verfügung stehenden, wenn auch für die Stelle noch nicht optimal qualifizierten, Handwerker:innen auszufahren.
Da Arbeitssuchende folglich eine breite Auswahl an Jobangeboten vorfinden, ist es ebenfalls unerlässlich, zu schauen, wie der eigene Betrieb aus dem Angebot herausstechen kann. Hierzu zählen unter anderem bereits das proaktive Schaffen eines guten Arbeitsumfelds, das gezielte Herausstellen von Vorteilen des Jobangebots in den Anzeigen – zum Beispiel flexible Arbeitszeiten oder auch Diversität des Betriebs, all das, was den Betrieb womöglich abheben könnte –, und auch die Nutzung verschiedener Möglichkeiten, die Sichtbarkeit der Anzeige zu vergrößern.
Die Auswirkungen des Fachkräftemangels betreffen nicht nur die Betriebe. Sie schlagen sich ebenfalls auf die Kundschaft nieder, zum Beispiel durch lange Wartezeiten bei Terminen oder die völlige Unmöglichkeit der Realisierung von Bauprojekten, weshalb es besonders wichtig ist, Menschen für handwerkliche Berufe zu mobilisieren und verschiedenste Plattformen und Angebote zu nutzen, damit Stellenanzeigen im Handwerk eine möglichst große Reichweite haben. Die Bekämpfung des Fachkräftemangels kommt letztendlich allen zugute.
Wo findet man die Fachkräfte, die es gibt?
Im Internet
Zunächst ist es fast unerlässlich, eine eigene Website mit Karriereseite zu gestalten – Jobangebote auf der eigenen Website veröffentlichen. Eine Website ermöglicht, dass lokale Handwerker:innen zum Beispiel über Google den Standort des Betriebs angezeigt bekommen.
Besonders hilfreich ist es hier, auch SEO (Search Engine Optimisation) zu betreiben, damit die Stellenanzeigen nicht auf Seite 10 der Suchergebnisse versumpfen. Hierbei wird sich auf möglichst häufig gesuchte Schlüsselwörter konzentriert, die dann strategisch in den Texten und auf der Website sowie in Stellenanzeigen eingebaut werden, um von Suchmaschinen wie Google erkannt zu werden. Was dazu führt, weiter oben auf der Ergebnisliste von Suchanfragen gelistet zu werden. Hierfür kann man zwar auch mit spezialisiertem Fachpersonal zusammenarbeiten, sich aber auch einfach mal eine halbe Stunde in das Thema einlesen. Je nach zur Verfügung stehenden Ressourcen kann dies bereits einen enormen Unterschied machen.
Wem die eigene Website zu viel Arbeit ist, dem kann heutzutage auch schon eine eigene Social Media Präsenz ausreichen.
Auf Social Media
Diese Tanz-App für Teenager: TikTok
Neben Instagram ist die Social Media Plattform TikTok im Aufbau einer Online-Präsenz heutzutage besonders empfehlenswert. Schon lange sind die Zeiten, zu denen nur Teenager die App nutzten, Geschichte. Heute ist TikTok eine der meistgenutzten Social Media Plattformen und muss sich vor Instagram und vor allem Facebook nicht verstecken.
TikTok kann eine höhere Sichtbarkeit des Betriebes dadurch ermöglichen, dass die TikToks nach dem Algorithmus nicht nur an eigene Follower ausgespielt werden sondern an all diejenigen, die als mögliche Zielgruppe erkannt werden. Wichtig ist hier jedoch ein gewisses Gefühl für die App, dann die Inhalte sind essentiell. Man muss sich dem ständigen Wandel von Trends bewusst zu sein und Inhalte sowohl daran anzupassen als auch selbst kreativ zu werden. Um die Schnelllebigkeit der Trends zu meistern, kann es sinnvoll sein, Social Media Spezialist:innen heranzuziehen.Wer Glück hat, hat selbst ein Händchen für den Zeitgeist oder aber bereits Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, die Lust haben, sich nebenbei mit dem Thema zu befassen. (Besonders hoch ist die Trefferquote hier wohl bei den Azubis oder frisch ausgelernten Fachkräften, den Digital Natives.)
Kein TikTok?
Ein professionelles Auftreten auf Social Media Plattformen ist heutzutage fast unumgänglich, um sich einen Namen auf dem Markt zu machen und neue Mitarbeiter:innen für den eigenen Betrieb zu begeistern. Dies kann ebenfalls die Funktion von Stellenanzeigen völlig ersetzen oder diese optimieren, wenn auf Links zur Website und auf Jobportale mit der eigenen Stellenanzeige hingewiesen wird. Wem TikTok zu viel ist, der muss noch lange nicht komplett von Social Media fernbleiben.
Instagram hat fast jeder
Mit wenig Aufwand kann jeder seinem Betrieb einen Instagram-Account erstellen. Tipp hier: Es braucht nicht mehr als 3 Posts für einen soliden Account. Was sind die wichtigsten Informationen zum Unternehmen? Die als 3 Posts und schon ist die Instagram-Visitenkarte fertig.
Facebook als altes Eisen
Bei Facebook treiben sich in 2023 eher nur noch die älteren Zielgruppen rum. Aber das muss kein Grund sein, die Plattform bei der Suche nach neuen Kräften zu schmähen. Gerade wenn man noch jemanden im Betrieb hat, der sich selbst auf Facebook wohl fühlt, kann man dieses organische Know-How nutzen, um Fachkräfte anzuziehen, die vielleicht noch nicht den Sprung auf die neueren Netzwerke gewagt haben.
Egal auf welcher Plattform – wer sich durch solides Branding als guter Arbeitgeber zeigt, kann es nicht nur einfacher haben, Bewerbungen für Stellenanzeigen zu generieren. Mit etwas Glück und Geschick können sich Betriebe auch über Initiativbewerbungen freuen, bevor die Stelle überhaupt ausgeschrieben wurde.
Auf Jobbörsen
Stellenanzeigen können und sollten außerdem in spezialisierten Online-Jobbörsen wie Heldenjobs eingestellt werden. Diese ermöglichen eine um ein Vielfaches höhere Reichweite ohne Mehraufwand für den suchenden Betrieb. Ausschlaggebender Vorteil ist, dass die Nutzer:innen auf diesen Plattformen tatsächlich aktiv nach einem Job im Handwerk suchen. Und diese bereits aus Eigenmotivation suchenden Fachkräfte sollte man sich nicht entgehen lassen.
Old School
Je nach Stellengesuch kann auch noch eine Anzeige in lokalen Zeitungen zum Erfolg führen.
Für direkten Kontakt zu potenziellen Jobsuchenden können Jobmessen, lokal wie national, besucht oder mit eigenem Stand belegt werden. Wird dies getan, ist es nützlich Flyer und Visitenkarten anfertigen zu lassen, sowie diese und Plakate mit QR-Codes auszustatten, die direkten digitalen Zugang zu Ihrem Betrieb und Stellenanzeigen bieten und lokale Handwerker finden.
Und wie war das noch mit Vitamin B?
Ehemalige Mitarbeiter sind zukünftige Mitarbeiter
Ebenfalls sollte man immer guten Kontakt zu den Fachkräften halten, die den Betrieb verlassen. Wer weiß, vielleicht sind sie ein weiteres wertvolles Glied in der Kette der Mundpropaganda oder sie wollen vielleicht selbst in Zukunft wieder zurückkommen. Brücken zu bereits bestehenden Kontakten sollte man auch in den Zeiten, in denen man keinen Bedarf nach neuen Mitarbeitenden hat, nie vollständig abbrennen lassen.
Aber was ist das Richtige?
Welcher Ansatz der Richtige ist, hängt immer auch vom Unternehmen und der zu füllenden Position ab und kann schlecht pauschalisiert werden. Wichtig ist, sich anzuschauen, wen man sucht, und dann zu überlegen, wo diese Person über die Stellenanzeige stolpern könnte.
Du suchst Fachkräfte und keine Auszubildenden?
Aber wie kommt man an die Auszubildenden?
Auch Besuche in Berufsschulen und bei speziellen Messen für Berufsbildung können bei der Suche nach neuen Kräften nützlich sein, um Auszubildende für die freien Stellen im eigenen Betrieb zu gewinnen.
Die Schaffung eines Angebots an Praktikumsplätzen für Schülerpraktika kann hierbei als vorgeschalteter Schritt zusätzlich sehr wertvoll sein, um sich mit gegebenenfalls Berufsinteressierten zu vernetzen. Hier kann man auch zielgerichtet Schulpartnerschaften fördern und den eigenen Betrieb aktiv als Möglichkeit herausstellen. Zum Beispiel könnten in diesem Zusammenhang auch Betriebsbesichtigungen organisiert werden, um den angehenden Arbeitskräften überhaupt ein Bild vom Handwerk zu vermitteln.
Weitere Möglichkeiten, um Fachkräfte im Handwerk zu finden:
- Zusammenarbeiten mit Arbeitsagenturen
- Handwerkskammern und -verbände kontaktieren
- Kooperationen mit Ausbildungszentren
- Kooperationen mit anderen Handwerksbetrieben eingehen
- Personalberatungen und -vermittlungen nutzen
- Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittler einbeziehen
Was sind die häufigsten Fehler bei der Suche nach Personal im Handwerk?
Der falsche Ort
Einer der häufigsten Fehler von Unternehmen bei der Fachkräftesuche ist die Suche am falschen Ort. Je nach Zielgruppe sollte auf die Wahl der passenden Plattform geachtet werden.
Die Stellenanzeige
Ferner sind Stellenanzeigen häufig mangelhaft, weil nicht klar genug kommuniziert wird, welche Fachkräfte das Unternehmen tatsächlich sucht. Was müssen erfolgreiche Kandidaten wirklich mitbringen? Benefits und Vorteile des Betriebs werden nicht vernünftig in der Stellenanzeige platziert und machen diese somit nicht ansprechend genug.
Die falsche Vorstellung
Zudem wird von aktiv suchenden Bewerber:innen ausgegangen. Doch sind geeignete Fachkräfte im Handwerk oft gar nicht aktiv auf der Suche. Deshalb sollten Stellenanzeigen möglichst strategisch dort platziert werden, wo diese Fachkräfte auch auf sie aufmerksam gemacht werden. Hierbei können die sozialen Netzwerke besonders hilfreich sein.
Die falschen Erwartungen
Erfahrene Fachkräfte sollten bei der Suche nach neuem Personal im Handwerk keinesfalls vernachlässigt werden. Es gilt ihr Potential richtig einzusetzen. Erfolg muss zum Beispiel nicht an festen Zahlen in der Anfertigung gemessen werden. Vielleicht kann jemand im fortgeschrittenen Berufsleben nicht körperlich das gleiche leisten wie jüngere Kolleginnen und Kollegen, doch ihr breiter Wissensstand bringt einen großen Mehrwert für die unerfahreneren Kollegen und das gesamte Unternehmen.
Die falsche Nutzung der Möglichkeiten
Der Bewerbungsprozess
Wie sorgt man dafür, dass die Mitarbeiter bleiben?
Nicht nur die Fachkräftegewinnung ist ein Thema, sondern auch die Fachkräftesicherung. Es gibt für die Anzahl an offenen Stellen in Deutschland zu wenig Fachkräfte, um diese zu besetzen. Auswirkung von Fachkräfteengpässen sind, dass Fachkräfte schnell abgeworben werden können, wenn sie ein besseres Stellenangebot bekommen oder Arbeitsbedingungen nicht stimmig sind.
Welche Vorzüge kann ein Handwerksbetrieb bieten, um auf dem Handwerkermarkt herauszustechen?
Versicherungen
Darüber hinaus sind Leistungen wie beispielsweise eine gute Unfallversicherung für Mitarbeitende sowie auch Arbeitssuchende viel wert, bei der Suche nach dem besten Stellenangebot im Handwerk. Eine sehr gute Unfallversicherung zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Mitarbeitende auch bei Unfällen in der Freizeit oder im Ausland abgesichert sind.
Durch die hohe körperliche Belastung in vielen Handwerksberufen kann eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung Arbeitnehmer:innen sowie Arbeitgeber:innen absichern, wenn Mitarbeitende in Frührente gehen müssen. Auch das kann dem Betrieb einen entscheidenden Pluspunkt einbringen.
Die Arbeitsatmosphäre
Gegenseitige Wertschätzung ist für ein gutes Miteinander in Betrieben essentiell und faire Bezahlung und Gehaltserhöhungen führen zu mehr Zufriedenheit im Beruf.
Der Job kann keine Sackgasse sein
So bieten Weiterbildungsmöglichkeiten eine gute Basis für Karriereentwicklung und Beförderungen, die die Fachkräfte auch im Fachkräftemangel langfristig im Betrieb halten können.
Flexibilität
Flexible Arbeitszeiten werden heutzutage immer mehr die Norm. Zu einer ansprechenden Arbeitsatmosphäre gehört zum Beispiel Vertrauensarbeitszeit. Außerdem muss es nicht immer einen volle Stelle sein, auch Teilzeitstellen sind gefragt, gerade von jungen Menschen, die neben der Arbeit noch anderen Hobbys nachgehen möchten oder in der Familienplanung sind. Häufig kann es sogar einen Unterschied in der Qualität der Arbeit machen, wenn mehrere Mitarbeitende weniger Stunden arbeiten. Heute wird mehr denn je hoher Wert auf eine gute Work-Life-Balance gelegt.
Ebenfalls als große Vorzüge können eine den betrieblichen Möglichkeiten entsprechende flexible Baustellenorganisation sowie eine transparente und faire Urlaubsplanung wahrgenommen werden.
Viele Fachkräfte sind Eltern
Menschlichkeit
Positive Unternehmenskultur zeichnet sich ferner gerade dadurch aus, dass sie den Menschen hinter der Arbeit in den Fokus rückt. Das schließt auch die Unterstützung bei persönlichen Herausforderungen mit ein, sowie ein Arbeitsumfeld, in dem Arbeitskräften offene Kommunikation ermöglich wird.
Es sollte keine Scheu geben, Feedback und Kritik zu äußern. Die sollte für Mitarbeitende ohne negative Konsequenzen von Statten gehen. Transparente Entscheidungsprozesse und die Mitarbeitenden wo es möglich ist an der Betriebsplanung teilhaben zu lassen sind Wege, den Fachkräften Respekt zu zeigen und sie so persönlich in den Betrieb einzubinden, dass ein Jobwechsel unattraktiver erscheint.
Eine gesunden Kommunikation umfasst ebenfalls ausgesprochene Wertschätzung und Anerkennung unter Gleichgestellten sowie zwischen unter und übergestellten Arbeitspositionen, wobei im Arbeitsumfeld allgemein Wert auf möglichst flache Hierarchien und ein Verständnis der verschiedenen Positionen gelegt werden sollte.
Förderung von Diversität und Inklusion
Selbstverständlich sollte eine harmonische Arbeitsatmosphäre auch in traditionsbehafteten Handwerksbetrieben mit der Zeit gehen und auf Gleichberechtigung und Diversität achten. Chefs sollten die Bereitschaft haben, sich in Themen Diversität und Inklusion ständig weiterzubilden. Diskriminierung jeglicher Art kann den ohnehin schon kleinen Pool an zur Verfügung stehenden Fachkräften zusätzlich schmälern.
Weitere Anregungen
- Mitarbeiter-Events und Teambuilding, für eine bessere Zusammenarbeit, führt auch zu mehr Qualität in der Arbeit
- weitere Gesundheitsförderung und Präventionsmaßnahmen
- sichere Arbeitsplätze und Baustellen garantieren
- Mitarbeiterrabatte und Benefits
- Mitarbeiter- und Gewinnbeteiligung
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